Marlene Kahler will es noch einmal wissen. Die Niederösterreicherin hat im Frühjahr ihr Studium zum Bachelor of Business Administration in Los Angeles abgeschlossen und sich nach dem Einstieg in die Arbeitswelt dazu entschieden, ihre sportliche Karriere noch einmal aufzunehmen. Das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Seit September trainiert die 24-jährige nach vier Jahren wieder in der Südstadt mit Balazs Fehervari und hat sich am Donnerstag beim Schwimm-Meeting in Debrezen mit 4:08,85 über 400 Freistil gleich für die Kurzbahn-EM im Dezember in Lublin (POL) qualifiziert. Es ist ein erster wichtiger Schritt Richtung L.A. 2028.
Großes Kribbeln bei der Langbahn-WM
Nach ihrem Studium hatte Kahler eigentlich mit dem Schwimmsport vollkommen abgeschlossen, ist von L.A. nach New York gezogen und dort ins Berufsleben eingestiegen. „Im Februar war es eigentlich aus mit meiner Karriere. Ich wollte das Pool nicht mehr betreten, wollte das Wasser nicht mehr sehen und außer Duschen und am Strand liegen nichts mehr machen. Ich habe im Mai meinen Bachelor gemacht, bin nach New York gezogen und hab dort zu arbeiten begonnen. Mir ist aber sehr schnell aufgefallen, dass das noch nichts für mich ist. Während der Langbahn-WM in Singapur hat mich als TV-Konsument dann plötzlich das große Kribbeln gepackt und ich habe mich entschlossen, dass es das noch nicht gewesen sein kann und ich nochmal voll durchstarten will. Irgendwie hat es sich in dem Moment so angefühlt, als wäre meine Schwimmkarriere noch nicht vorbei.“
Schneller Entschluss zum Comeback
Nach ersten Gesprächen mit OSV-Sportdirektor Walter Bär im Sommer und ihrem ehemaligen Trainer Balazs Fehervari sowie Südstadtcoach Richie Komaromi im Herbst war der Entschluss zum Comeback relativ schnell gefasst. „Die wirklich sehr guten Gespräche mit den Herren haben mich in meinem Schluss dann noch weiter gestärkt. Ich habe ja immer wieder mit dem Gedanken einer möglichen Rückkehr gespielt. Und für mich gab es auch immer nur einen Platz, wo ich es durchziehen kann und ich auf das sportliche Niveau kommen kann, wo ich sein möchte. Das ist die Südstadt. Und hier bin ich wieder. Dass ich gleich das Limit für die Kurzbahn-EM geschafft habe, ist auch ein Zeichen, dass es noch geht. Ich bleibe aber auf dem Boden und weiß, dass Olympia eine ganz andere Nummer ist. Aber es ist einmal ein Anfang, der mich sehr positiv stimmt.“
Noch eine Rechnung mit Olympia offen
Als Spitzenathletin bereits mit 24 Jahren voll ins Berufsleben einzusteigen, war dann doch zu früh. Auch waren die Ergebnisse bei ihrem Antreten bei den Olympischen Spiele 2021 in Tokio nicht so, wie sich Kahler das vorgestellt hat. Da ist noch eine Rechnung offen: „Die Olympischen Spielen 2021 waren nicht so, wie sie hätten sein sollen. Die Platzierungen waren für mich sehr enttäuschend. Jetzt habe ich zumindest noch einmal die Chance, Olympia zu erreichen. Ich bin sportlich und körperlich so fit, dass ich das nochmal erreichen könnte. Außerdem muss ich sowieso mein ganzes Leben noch arbeiten. Und es ist es mir wert, den Schreibtisch und den Computer nochmal gegen das Wettkampfbecken zu tauschen.“
Das L.A. Coliseum hat das Olympische Feuer nochmal entfacht
Vier Jahre hat Marlene Kahler in Los Angeles gelebt, ihren Sport ausgeübt und studiert. Bei der Abschlussfeier ihres Jahrgangs im Los Angeles Memorial Coliseum ist der Gedanke zum Comeback endgültig gereift. „An dem Tag, an dem ich mein Diplom bekommen habe, sind wir in diesem Coliseum gestanden, wo unter anderem 2028 die Olympischen Spiele eröffnet werden. Unsere Universität hat oben das olympische Feuer angemacht und bei mir hat sich die Gänsehaut aufgestellt. Hier, wo ich vier Jahre verbracht habe und einem anderen Ziel nachgegangen bin. Das war der Moment, wo ich mir gedacht habe, eigentlich könnte ich den Fokus in meinem Leben noch einmal auf das Sportliche legen. Und dafür habe ich mich dann auch entschieden. Mal schauen, wie weit und wohin es geht. Der Fokus liegt auf L.A. 2028.“